Auch dieses Jahr arbeiteten teilnehmende URBACT-Städte der e-University vom 1.-3. Februar 2022 in innovativen und interaktiven Formaten an partizipativen Strategien und Methoden und tauschten sich zu gemeinsamen Herausforderungen und Best Practices aus. Mehr als 500 städtische Praktiker:innen aus 40 Ländern nahmen an der e-University teil. Im Fokus stand, wie ein integriertes und partizipativ mit URBACT erarbeitetes Handlungskonzept (Integrated Action Plan) nach Ende des URBACT-Netzwerks in die Praxis überführt und langfristige Auswirkungen auf das städtische Handeln haben kann. In der Session des National URBACT Points für Deutschland und Österreich ging es speziell darum, welche Erfahrungen die deutschen und österreichischen URBACT-Städte mit der Verstetigung der im transnationalen Austausch erarbeiteten Strategien haben.
Drei Tage diverse Formate zu Umsetzung, Finanzierungsstrategien und Ressourcensicherung
Die e-University fokussierte an jedem Tag ein bestimmtes Thema, das den teilnehmenden Vertreter:innen von Städten helfen sollte ihre Handlungskonzepte umzusetzen. Von Netzwerktreffen bis zu Vertiefungssitzungen oder „Kamingesprächen“, bei denen Gespräche mit URBACT-Projektakteur:innen zu innovativen Governance-Modellen und Erfahrungen mit EU-Fördermitteln geführt wurden, war die Bandbreite der Formate dabei sehr divers. Die verschiedenen Beiträge des ersten Tages fokussierten sich auf allgemeine Themen rund um integrierte Handlungskonzepte. So ging es um den Feinschliff an den Strategien und die Vorbereitung ihrer Umsetzung. Der zweite Tag der University gab Einblicke in verschiedene Finanzierungstrategien für die Umsetzung. Deutlich wurde hier in der Keynote von URBACT-Expertin Regina Trenkler-Fraser, dass die Finanzierung von Projekten von Anfang an bei der Strategieentwicklung mitgedacht werden muss. Die e-University schloss ab mit der Perspektive auf der Sicherung von Strukturen und Wissen in der Verwaltung, die den Zugang zu Finanzierung ermöglichen. In der Live-Sitzung am letzten Tag widmeten sich dieser Frage die URBACT-Programmexpertin Sally Kneeshaw mit der URBACT-Expertin Marion Cugnet, die auf Förderanträge spezialisiert ist. Hilfreich waren für die teilnehmenden Vertreter:innen der Kommunen auch die Beratungssprechstunden und Infoveranstaltungen jeden Nachmittag. So gab es beispielsweise Sprechstunden bei Fragen zu allgemeinen Finanzierungsstrategien sowie ganz konkrete Infoveranstaltungen zum Horizon Europe Förderprogramm und zu Fördermöglichkeiten durch die Europäische Investitionsbank oder durch den Kohäsionsfonds.
Deutsch-Österreichischer Praxis-Austausch: Was bleibt nach URBACT?
In dem Praxis-Austausch des deutschen und österreichischen National URBACT Points widmeten wir uns der Frage: Was bleibt nach URBACT? Tilman Buchholz vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen betonte, dass gut die Hälfte aller URBACT-Projekte nach ihrem Ende eine Anschlussförderung durch beispielsweise den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finden. Zwei deutsche Städte berichteten uns von der Verstetigung ihres Projektes beziehungsweise der Umsetzung ihres integrierten Handlungskonzeptes. Die Stadt Bremen mit dem Refill-Projekt und Bielefeld mit dem CityMobilNet-Projekt, die beide eine Laufzeit bis 2018 hatten. Das Refill-Projekt beschäftigte sich mit der Zwischennutzung leerstehender Gebäude und brachliegender Flächen als Impulsgeber für die städtische Umgebung. Die ZwischenZeitZentrale in Bremen wird von der AAA GmbH umgesetzt, einem Büro, das an der Schnittstelle zwischen Kunst und Stadtentwicklung arbeitet. In dem Refill-Projekt fungierte die ZwischenZeitZentrale als Intermediär zwischen der Stadtverwaltung und der Zivilgesellschaft. Im Rahmen des Refill-Netzwerkes konnte sie ihre Aktivitäten ausbauen und mittlerweile wird sie durch Haushaltsmittel gefördert. Oliver Hasemann von der ZwischenZeitZentrale in Bremen erzählte beispielsweise wie sie durch das URBACT-Projekt das „Urbane Labor“ umsetzten konnten. In dem Labor wurden Möglichkeiten für experimentelle und multifunktionale Räume erforscht, die spontan und flexibel reagieren können und sich mit der Nachbarschaft vernetzen. In Bielefeld gelang es Olaf Lewald aus dem Amt für Verkehr und seinen Kolleg:innen den im CityMobilNet-Projekt erarbeiteten nachhaltigen urbanen Mobilitätsplan (sustainable urban mobility plan, SUMP) umzusetzen. Der Plan sieht vor, den Verkehr der wachsenden Stadt Bielefeld bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Lewald betonte: „Ein Outcome von URBACT war es sicher, dass das URBACT-Netzwerk uns die Türen zu anderen investiven Förderungen geöffnet hat“. Mithilfe von URBACT konnten sie ihre integrierte und partizipative Konzepterstellung und die Anwendung neuer methodischer Prozesse vorantreiben die anschließend auch bei der Beantragung von investiven EFRE-Maßnahmen eine gute Basis waren.
e-University 2022: Inspiration und Austausch zur Vorbereitung und Umsetzung integrierter Handlungskonzepte
Das Gespräch zwischen den deutschen und österreichischen Vertreter:innen von erfahrenen und weniger erfahrenen URBACT-Kommunen zeigte insgesamt, dass die Implementierung des erarbeiteten integrierten Handlungskonzeptes für die URBACT-Netzwerke sehr wichtig und manchmal auch noch eine Herausforderung ist. Die Bedürfnisse der Teilnehmenden spiegelten sich somit gut in der Ausrichtung der e-University auf die Umsetzung und Finanzierung wider. Städtische Praktiker:innen hatten die Gelegenheit ihr Know-how über Finanzierungsstrategien zu verbessern, mehr über EU-Fördermittel zu lernen und sich vor allem von anderen Projekten inspirieren zu lassen und sich mit ihnen auszutauschen.
Aber nicht nur während der deutsch-österreichischen Sitzung wurde klar: Alle URBACT-Praktiker:innen freuen sich sehr auf das nächste persönliche Austausch-Treffen, was – sofern die Corona-Pandemie es zulässt – das URBACT-Festival im Juni in Pantin im Großraum Paris sein wird.