Altena in Nordrhein-Westfalen vermittelt im Transfer-Netzwerk Re-growCity als Lead Partner seine erfolgreiche Strategie gegen den Schrumpfungsprozess – eine URBACT Good Practice. Zum Ende der Projektlaufzeit blicken wir zurück auf den Transferprozess und die URBACT-Aktivitäten in Altena. So nutzte die Stadt u.a. Leerstand in der Innenstadt kreativ und rief die „Altenaer Wintermeile“ ins Leben. Als Alternative zum Weihnachtsmarkt, der durch die aktuelle Corona-Situation abgesagt werden musste, wurden leerstehende Läden angemietet und den Aussteller*innen der Weihnachtsmärkte angeboten.
In der Kleinstadt Altena mit rund 17.000 Einwohner*innen gab es seit 1970 eine große Schrumpfungstendenz, die Einwohnerzahl halbierte sich fast und auch die Finanzsituation verschlechterte sich. Um dem entgegen zu wirken, entwickelte die Stadt eine Kombination aus Maßnahmen, die Altena wieder attraktiver und handlungsfähiger machen. Dazu gehörten die gezielte Fokussierung auf den Tourismus, das Ehrenamt, Pop-Up Shops für die Innenstadt und städtebauliche sowie Stadtverschönerungsprojekte. Als Lead Partner in dem Transfer-Netzwerk Re-growCity wollen sie ihre Erfahrungen mit dem Schrumpfungsprozess einerseits teilen, andererseits ihre eigene Strategie erweitern und reflektieren. Um ihr Vorgehen für die anderen Partnerstädte praktisch nachvollziehbar zu machen, stellten sie zwei Projekte zur Auswahl, die transferiert und umgesetzt werden konnten: die Gestaltung von Pop-Up Shops oder die Einführung einer ehrenamtlichen Gruppierung, wie in Altena das Stellwerk, das gemeinnützige Projekte und hilfsbedürftige Menschen unterstützt und den Zusammenhalt in der Stadt fördert. Dafür hilft Altena den Städten, ihren Lösungsweg auf den jeweiligen Kontext zu übertragen. Das 10-Punkte-Programm zur Erstellung eines Pop-Up-Ladens von Julia Hussman, der ehemaligen Pop-Up Managerin in Altena, dient dabei als Leitlinie.
Schritte zur Umsetzung
- Ziel festlegen und Vision überlegen
- Finden Sie eine geeignete ausführende Organisation
- Erstellen Sie Material, um für das Projekt zu werben
- Mit Ladenbesitzer*innen verhandeln, Verträge abschließen, Exposés der Geschäfte vorbereiten
- Projektpartner*innen akquirieren
- Finanziellen Anreiz/ Unterstützung festlegen
- Potenzielle Pop-Up-Betreiber*innen rekrutieren
- Betreuen Sie die Betreiber*innen und ihre Anliegen
- Marketing, PR und Veranstaltungen planen
10-Punkte Programm zur Erstellung eines Pop-Up-Ladens, aus dem Englischen übersetzt aus dem Artikel von S. Schmidt
Als Good Practice im Jahr 2017 klassifiziert, geht Altena nun schon seit langem kreativ mit dem Schrumpfungstrend um und hat sich dabei seit einiger Zeit vom transnationalen Austausch und der URBACT-Methode inspirieren lassen. Die Stadt arbeitete in diversen Netzwerken mit, zuletzt im URBACT-Netzwerk OP-ACT: Options of Action aber auch aktuell ist sie neben Re-growCity in dem Netzwerk Volunteering Cities als Partner involviert.
Auch in der Weihnachtszeit 2020, trotz der schwierigen Coronasituation, fand Altena einfallsreiche Lösungen, um den Austeller*innen die Möglichkeit zu geben, coronakonform ihre Produkte zu verkaufen. In der „Altenaer Wintermeile“ konnten sie leerstehende Läden als Pop-Up Shops nutzen. Mehrere Einzelhändler*innen schmückten ihre Schaufenster in der Innenstadt weihnachtlich und verkauften typische Weihnachtsmarktprodukte: Holzarbeiten, Naturseifen, Pralinen aber auch Upcycling-Deko aus wiederverwendeten Materialen oder regionale Küche mit Gerichten zum Mitnehmen standen im Angebot. Passend dazu wurden die Innenstadt und die Burg Altena weihnachtlich beleuchtet und auch ein Selfie-Point, an dem man sich mit Engelsflügeln fotografieren konnte, fehlte nicht. Wer sich ein bisschen Weihnachtsstimmung mit nachhause nehmen wollte, konnte für eine kleine Spende ein „Altenaer Licht“ kaufen. Es sollte ein Zeichen der Wärme, Zuversicht und Gemeinschaft setzen. Die „Altenear Wintermeile“ bekam viel mediale Aufmerksamkeit, so berichtete auch der Nachrichtensender WDR in seiner Sendung „Lokalzeit Südwestfalen“ darüber.
Selfie-Point und „Altenaer Lichter“
Neue Perspektiven der Innenstädte nach Corona: In der Vernetzungsinitiative Gemeinsam für das Quartier setzten sich der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung mit "STADT ALS CAMPUS“ für eine aktivierende, kooperative und gemeinwesenorientierte Stadtentwicklung ein. Sie arbeiten zusammen unter anderem am „Runden Tisch zur Stärkung der Innenstädte“, in dem Antworten auf die Strukturprobleme durch die Pandemie erarbeitet werden. In enger Verknüpfung mit dem runden Tisch soll auch das mit 25 Millionen Euro dotierte Programm für zukunftsfähige Innenstädte an den Start gebracht werden. Damit soll auf den drohenden Niedergang der Zentren aufgrund der Corona-Maßnahmen reagiert werden.
Das Thema Ladenleerstand in den Innenstädten ist durch die Coronakrise noch akuter geworden, denn viele Geschäfte werden die Krise angesichts der Lockdown-Einschränkungen und der Abwanderung zum Online-Handel nicht überleben. Hier hat Altena mit der Hilfe von URBACT erneut gezeigt, wie durch Kreativität und neue Kooperationen den Bürger*innen trotzdem eine lebendige und attraktive Innenstadt geboten werden kann.
Weitere Informationen:
- https://urbact.eu/re-growcity
- Twitter: @Re-growCity
- Facebook: @RegrowCity
Copyright Fotos: © Altena Stadtmarketing e.V.
Artikel von Lilian Krischer.