Der Enthusiasmus der Städte ist wenig überraschend. Die Aktivitäten wurden je nach dem spezifischen thematischen Schwerpunkt, den vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten der beteiligten Personen sowie dem Vorhandensein anderer, bereits laufender Maßnahmen gestaltet. Auch wenn es schwierig sein mag, die „Small Scale Actions“ zu kategorisieren, stellen wir fest, dass die am häufigsten dokumentierten Formen von Aktivitäten Workshops und Veranstaltungen sind, gefolgt von Prototypen von Produkt-Service-Systemen und Umfragen oder Interviews. Viele dieser Aktivitäten dienten dazu, die Öffentlichkeit einzubinden und den Perspektiven und Meinungen von Bürger:innen Raum zu geben.
Die Partnerstädte haben eine Reihe von Methoden angewandt, um mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu treten. Die Partner des „ActiveCitizens“-Netzwerks in Dinslaken in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel organisierten eine Fotoexpedition mit Jugendlichen aus einkommensschwachen Stadtvierteln, um diese Gebiete zu erkunden, zu dokumentieren und zu evaluieren. Andere Beispiele umfassen die Einladung von Menschen mit Behinderungen zur Durchführung einer städtischen Nutzer:innen-Bewertung, um die Behindertenfreundlichkeit urbaner Infrastrukturen zu erfassen, wie in Druskininkai in Litauen, Partner des „Tourism Friendly Cities“-Netzwerks.
Die Pilotaktionen haben sich auch bei der gemeinsamen Entwicklung von Ideen bewährt. So organisierte die Stadt Modena in Italien vom Zero-Carbon-Cities-Netzwerk im Rahmen der internationalen Climathon Initiative einen Hackathon, bei dem Studierende innovative Ideen und Spin-off-Projekte für die geplante Sanierung des Industriegebiets Torrazzi entwickeln konnten. Ein weiteres Beispiel, welches sich mit der Prototypisierung neuer Dienstleistungen und Prozesse beschäftigt: in Heerlen in den Niederlanden hat der Leadpartner von SibDev ein „Rezept gegen Einsamkeit" erprobt. Ziel war es, Sozialtherapie als Medizin zu nutzen, um die Einsamkeit unter älteren Menschen zu bekämpfen und so „Nachbarschafts-Verbinder" zu entwickeln, die Patient:innen unterstützen sowie Begegnungen und soziales Zusammenkommen anregen.
Darüber hinaus wurden diese Experimente genutzt, um neue Produkte und Räume zu testen. Beispielhaft dafür ist die Einrichtung eines temporären Ladens im Zentrum von Coimbra in Portugal mit dem regionale Produkte im Rahmen des „Food Corridors“-Netzwerks gefördert werden. Ebenso erwähnenswert ist die Schließung einer Straße im Stadtzentrum von Turku in Finnland, in der nun im Sinne der menschengerechten Stadt verschiedene Raumkonzepte getestet werden. Die zugrundeliegende Idee des Projekts geht einher mit einem der Kernziele des „Healthy Cities“-Netzwerks.
Ausprobieren ist wichtig
Insgesamt zeigt die Studie, dass „Small Scale Actions“ als sehr wertvolle Instrumente für Städte angesehen werden, um Maßnahmen voranzutreiben und Ideen in der Praxis auszutesten. Wie auch immer man sie nennen mag – „Small Scale Actions“, Pilotaktionen, Prototypen – die Projekte haben sich nicht nur als nützlich erwiesen, um zu evaluieren, ob Maßnahmen in das Integrierte Handlungskonzept einfließen sollen oder nicht. Sie haben sich auch als ein großartiges Instrument zur Förderung des Engagements und der Beteiligung der Mitglieder der lokalen URBACT-Arbeitsgruppen sowie anderer Stadtbewohner:innen bewiesen. „Jede und jeder machte mit und genoss diese Gelegenheit. Mit unserer lokalen URBACT-Arbeitsgruppe haben wir Dutzende von Ideen für kleine Pilotaktionen entwickelt! Wir haben unsere Gruppe sogar einige kleine Maßnahmen selbst durchführen lassen, weil sie so eifrig dabei waren", sagte ein Leadpartner.
Indem URBACT die Partner dazu anregte, Pilotaktionen auf lokaler Ebene durchzuführen, wurde es Städten ermöglicht flexibler, agiler und kreativer zu handeln. Vor dem Hintergrund der ständig wachsenden Zahl an Herausforderungen, denen sich die Städte jetzt und in Zukunft stellen müssen, ist dies mehr denn je erforderlich. „Die meisten kleinen Maßnahmen, die in unserem Netzwerk durchgeführt wurden, entwickelten sich zu langfristigen Aktivitäten in den Integrierten Handlungskonzepten der Städte", kommentierte ein Leadexperte, „das war ein klares Ziel für uns: etwas auszuprobieren, bevor es in einen Integrierten Handlungskonzept aufgenommen wurde". Ob im Rahmen eines Aktionsplanungs-Netzwerkes oder nicht, eines ist klar: Ja, Ausprobieren ist wichtig.
Zum Small-Scale-Actions-Katalog (auf Englisch)
Der Artikel basiert auf dem aus dem Englischen übersetzten Artikel „Unlocking the potential of testing activities“ von Selam Mebrahtu und Christophe Gouache. Übersetzung von Alexandra Heitplatz.